Der Test auf freies prostataspezifisches Antigen (f-PSA) ist ein Eckpfeiler der modernen urologischen Diagnostik und spielt eine unverzichtbare Rolle bei der differenzierten Beurteilung des Prostatakrebsrisikos. Seine Bedeutung liegt nicht in seiner alleinigen Verwendung als Screening-Methode, sondern in seiner entscheidenden Ergänzung zum Test auf Gesamt-PSA (t-PSA). Er verbessert die diagnostische Genauigkeit deutlich und unterstützt wichtige klinische Entscheidungen, insbesondere indem er dazu beiträgt, unnötige invasive Eingriffe zu vermeiden.

Die größte Herausforderung beim Prostatakrebs-Screening liegt in der mangelnden Spezifität des t-PSA-Wertes. Ein erhöhter t-PSA-Wert (traditionell >4 ng/ml) kann durch Prostatakrebs, aber auch durch gutartige Erkrankungen wie die benigne Prostatahyperplasie (BPH) und Prostatitis verursacht werden. Dies führt zu einer erheblichen diagnostischen Unsicherheit, insbesondere bei t-PSA-Werten zwischen 4 und 10 ng/ml. Für Männer in diesem Bereich ist die Entscheidung für oder gegen eine Prostatabiopsie – einen invasiven Eingriff mit potenziellen Risiken wie Blutungen, Infektionen und Beschwerden – schwierig. Gerade in diesem Zusammenhang erweist sich der f-PSA-Test als äußerst wertvoll.

Die zentrale Bedeutung von f-PSA liegt in seiner Fähigkeit, die Risikobewertung durch das Verhältnis von f-PSA zu t-PSA (Prozent freies PSA) zu verfeinern. Biochemisch gesehen existiert PSA im Blut in zwei Formen: gebunden an Proteine ​​und frei. Studien haben wiederholt gezeigt, dass der Anteil an f-PSA bei Männern mit Prostatakrebs im Vergleich zu Männern mit BPH niedriger ist. Bösartige Zellen produzieren vermehrt PSA, das in den Blutkreislauf gelangt und dort leichter gebunden wird, was zu einem geringeren Anteil an freiem PSA führt. Umgekehrt ist ein höherer Anteil an f-PSA häufiger mit einer gutartigen Prostatavergrößerung verbunden.

Dieser biochemische Unterschied wird klinisch genutzt, um den prozentualen Anteil des freien PSA zu berechnen. Ein niedriger prozentualer Anteil des freien PSA (z. B. unter 10–15 %, wobei die genauen Grenzwerte variieren) deutet auf ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs hin und rechtfertigt die Empfehlung einer Prostatabiopsie. Umgekehrt deutet ein hoher prozentualer Anteil des freien PSA (z. B. über 20–25 %) auf ein geringeres Krebsrisiko hin, was darauf schließen lässt, dass der erhöhte t-PSA-Wert eher auf eine gutartige Prostatavergrößerung (BPH) zurückzuführen ist. In solchen Fällen kann der Arzt anstelle einer sofortigen Biopsie eine Strategie der aktiven Überwachung empfehlen – bestehend aus regelmäßigen PSA-Tests und digital-rektalen Untersuchungen –, die eine sofortige Biopsie vorsieht.

Folglich besteht der bedeutendste Vorteil des fPSA-Tests in der deutlichen Reduzierung unnötiger Prostatabiopsien. Durch die Bereitstellung dieser wichtigen Information trägt der Test dazu bei, dass viele Männer einem unnötigen invasiven Eingriff entgehen. Dadurch werden die Belastung für die Patienten minimiert, die Gesundheitskosten gesenkt und die mit einer Biopsie und dem Warten auf die Ergebnisse verbundene Angst gemildert.

Über den klassischen Graubereich von 4–10 ng/ml hinaus ist f-PSA auch in anderen Fällen wertvoll: bei Männern mit anhaltend steigendem t-PSA trotz einer vorangegangenen negativen Biopsie oder sogar bei solchen mit normalem t-PSA, aber auffälligem Tastbefund der Prostata. Es wird zunehmend in multiparametrische Risikorechner integriert, um eine umfassendere Beurteilung zu ermöglichen.

Zusammenfassend lässt sich die Bedeutung des f-PSA-Tests nicht hoch genug einschätzen. Er wandelt das ungenaue, unspezifische t-PSA-Ergebnis in ein aussagekräftigeres und intelligenteres Diagnoseinstrument um. Durch die Möglichkeit der Risikostratifizierung im diagnostischen Graubereich versetzt er Ärzte in die Lage, fundiertere, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen und so die Patientenversorgung zu optimieren. Dies geschieht durch die sichere Reduzierung von Überdiagnosen und Übertherapien, während gleichzeitig sichergestellt wird, dass Männer mit hohem Risiko frühzeitig identifiziert und biopsiert werden.


Veröffentlichungsdatum: 31. Oktober 2025